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Warum Contests die Szene zerstören

Der Happiness-Bandcontest vom letzten Wochenende ist nicht der alleinige Grund für diesen Artikel, aber er hat mich dazu bewogen dies zu schreiben da er symptomatisch und beispielhaft für das ist was in der Underground-Szene in den letzten Jahren passiert.

[WARNUNG: Dieser Artikel kann provozierende, extreme und überspitze Formulierungen enthalten]

Bands fechten im Musikalischen Wettstreit untereinander aus, wer auf einem Festival als opener spielen darf. Das klingt doch erstmal sportlich und fair, da sich die Musiker der Öffentlichkeit präsentieren dürfen, das Publikum gute Musik bekommt und der Veranstalter unterstützt auch noch die regionalen kleinen Bands.

Die Wahrheit ist aber dass der Veranstalter der einzige ist der dabei gewinnt. Die Bands müssen sich schon für den Contest bewerben, quasi darum betteln überhaupt spielen zu dürfen. Werden sie dann angenommen müssen sie sich dem Publikum oder einer Jury verkaufen (und das nicht im positiven Sinne). Sie bekommen dafür keinen Cent, schliesslich ist es ja ein Wettbewerb und sie nehmen freiwillig daran teil, ja haben sogar darum gebettelt.

Der Veranstalter verlangt aber natürlich trotzdem Eintritt. Wenn aber weder die Bands Geld bekommen, noch Geld in Backline etc investiert wird ist ja klar wo es landet. Aber das ist nicht der einzige Gewinn den der Veranstalter hat, wenn auch der einzige auf den es ihm ankommt. Er gewinnt, zumindest ein Stück weit das Publikum für sich, da er unter dem Deckmantel des Idealismus (Unterstützung regionaler Bands) natürlich ein gutes Image bekommt. Das ist ja auch der einzige Grund was das Publikum zu den Contests führt, sie wollen ihre Lieblingsbands bzw. die Bands ihrer Freunde unterstützen. Die „anderen“ Bands die an dem Abend spielen interessieren sie nicht und kaum einer entscheidet sich erst nach der letzten Band für wen er abstimmt.

Mal ganz abgesehen von Sponsoren (Backline, Instrumente, Location…) die natürlich auch nur nach Gewinn streben und das Ganze dann auch gerne unter dem genannten Schirm der „Ideale“ verstecken.

Es ist egal ob es um einen Slot auf einem Festival, einen Plattenvertrag oder sonst irgendwas geht. Eine Band verliert bei einem Contest immer. Letztendlich wird noch zusätzlich eine Missgunst unter den Bands geschaffen, da ja niemand gerne verliert. Dass offensichtlich die Ergebnisse der Abstimmungen immer wieder schon vorher feststehen und einige wenige so bestimmen welche Musik gefördert wird und welche unter den Tisch fällt ist ein weiterer Punkt, beziehungsweise einer der schwerwiegendsten warum das Modell der Contests die regionale Musikszene zerstört. Mancherorts ist es schon geschehen, andernorts zum Glück noch nicht in dem Ausmaß.

Was man dagegen tun kann? Es gibt nur eine Möglichkeit! ALLE Bands (die etwas auf sich halten) müssten der Versuchung der Bühne in diesem einen Fall wiederstehen. Wenn Keiner mehr mitmacht dann hat der Veranstalter eben Pech. Und entweder er bemüht sich dann wieder um ein ordentliches Booking, auch für regionale, kleine Bands, oder er lebt mit dem qualitativen Bodensatz der übrig bleibt und sich auch weiterhin gerne prostituiert.

P.S.: Das ganze ist natürlich auch auf die reinen Online-Abstimmungen anzuwenden, hier ist das ganze noch um ein vielfaches potenziert, da die Bands nichteinmal live spielen und nur der Veranstalter kostenlose Werbung hat, die Bands dagegen den Unmut ihrer Fans da sie sie zuspammen müssen wenn sie gewinnen wollen.

2 Antworten

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